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2023

Aufbau einer Stromgemeinschaft: GreenPocket und die Stadtwerk Haßfurt GmbH treiben den Ausbau Erneuerbarer Energien voran

Zum Inhalt

Welcher Anreiz kann Kunden gegeben werden, in Erneuerbare Energien (EE) zu investieren und gleichzeitig die Stromverteilung effizienter gestalten? Energiegemeinschaften, auch Energy Communities (EC) genannt, sind eine Möglichkeit die beiden Bereiche von EE-Ausbau und effizienter Energienutzung zu vereinen: Besitzer von EE-Anlagen (z.B. Photovoltaik & Wind) werden mit den Teilnehmern der EC als „Nachbarn“ virtuell vernetzt, auch wenn kein regionaler Zusammenhang zwischen den Teilnehmern besteht. Hierdurch können Haushalte ohne PV-Anlage erneuerbar produzierten PV-Strom mitverbrauchen.

Das Forschungsprojekt eCREW (establishing Community Renewable Energy Webs) geht in diesem Jahr in die letzte Runde. Das Projektwurde vom Energieinstitut Linz ins Leben gerufen und wird vom Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der EU gefördert. Neben dem Initiator sind zehn Partnerunternehmen bestehend aus Energieversorgern, IT-Unternehmen und Universitäten an dem Projekt beteiligt. Der Ansatz von Energy Communities bietet Energieversorgern ein gänzlich neues Angebot und richtet sich an alle Endkunden, ob mit oder ohne Erzeugungsanlage.

Haushalte profitieren,

  • indem sie den Strom zu einem geringeren Marktpreis erhalten
  • erneuerbaren Strom erhalten, ohne in eine eigene EE-Anlage investieren zu müssen
  • ihren erzeugten Strom zu einem fairen Preis verkaufen können

Versorgungsunternehmen profitieren,

  • indem sie sich durch spezielle Tarife vom Wettbewerb abheben
  • durch die Reduktion von Versorgungsunsicherheiten und gleichzeitiger Verbesserung der Netzstabilität
  • von einer leichteren Kundenakquise und langfristiger Kundenbindung

Die Umsetzung bei der Stadtwerk Haßfurt GmbH

Das Stadtwerk Haßfurt ist einer der Energieversorger, die das eCREW-Projekt bei ihren Endkunden etabliert haben. Da im Versorgungsnetz bereits viele Kunden eine PV-Anlage in Betrieb haben, stellen die Energy Communities ein großes Wachstumsfeld dar. Für das regionale Stadtwerk und Anbieter von 100% grünem Strom ist das eCREW-Projekt ein innovativer Ansatz: Ein Angebot für sämtliche Prosumer und Consumer, mit dem alle gleichermaßen profitieren und die Stromversorgung effizienter verteilt wird. Gerade die Inklusion aller Konsumenten war dem Stadtwerk wichtig, denn in der Altstadt von Haßfurt ist die Installation von PV-Anlagen teilweise nicht erlaubt. Durch Energy Communities können nun auch die dortigen Bewohner besser am regionalerzeugten PV-Strom teilhaben.

Eine große Herausforderung stellt weiterhin die national rechtliche Regelung in Deutschland dar: In Österreich sind Energy Communities bereits rechtlich definiert, können am Energiemarkt agieren und werden zudem stark vom Staat subventioniert und gefördert. Die deutsche Politik ist hier – auch aufgrund des schleppenden Smart-Meter-Rollouts – eher Bremser als Treiber und macht es insbesondere regionalen Stadtwerken schwerer bei solchen Modellen Fuß zu fassen. Daher war das Horizon 2020 Projekt eine gute Gelegenheit für Haßfurt, auf den entwickelten Ansatz einer EC aufzubauen und mit den Projektergebnissen, welche durch die fleißige Nutzung der Feldtestteilnehmer erzielt wurden, den Endkunden in Zukunft auch hier einen Mehrwert bereitstellen zu können.

Communities können Erzeugung und Verbrauch verfolgen

Der eben angesprochene Feldtest wird in Haßfurt in Form von zehn Energiegemeinschaften mit insgesamt 105 Teilnehmern durchgeführt. Die Teilnehmer bestehen aus Verbrauchshaushalten, Haushalten mit einer PV-Anlage auf Volleinspeisung, Eigenverbrauchshaushalten sowie Eigenverbrauchshaushalten inklusive einem Batteriespeicher. Die Verhältnis hierin liegt ungefähr bei jeweils 50 % an Verbrauchern („Consumer“) und Haushalte mit einer EE-Anlage („Prosumer“). Das Ziel bei der Zuordnung der Teilnehmer in die jeweiligen ECs lag darin, die Erzeugungskapazitäten in allen CREWs ähnlich zu verteilen. Aufgrund der hohen Anzahl an Prosumern pro CREW entstand durch einen großen Anteil erneuerbarer Stromerzeugung in den Sommermonaten meist ein enormer Energieüberschuss. Hieran ist zu erkennen, wie ergiebig Solarstrom sein kann, denn bereits eine kleine Menge (ca. 25%) an Prosumern reicht aus, um den Bedarf einer CREW zu decken.

eCREW Dashboard and Analysis in the GreenPocket-App

Innerhalb des Feldtests nutzen die 105 Haushalte ein Visualisierungs-Dashboard von GreenPocket. Hierin können die Teilnehmer, selektiert nach individuellen Betrachtungszeiträumen, ihren eigenen Verbrauch und ihre eigene Erzeugung ansehen aber auch die Energieflüsse von Erzeugung und Verbrauch der gesamten Crew. Indem nach aktuellem Stand noch keine rechtliche Handhabung zur Anwendung von Energy Communities vorhanden ist, wurde speziell im Projekt ein finanzieller Anreiz-Algorithmus entwickelt. Dieser beinhaltet die Subventionierung von gemeinsam, innerhalb der Crew, ausgetauschter erneuerbar erzeugter Energie. Auch diese Informationen werden zusammen mit einer Analyse zum PV-Investitionspotenzial bereitgestellt. Dadurch ergeben sich auch Potenziale für eine Änderung im Verbrauchsverhalten:

„Mithilfe der Daten können die Kunden sehen, wann ein erhöhter Verbrauch aus Sicht von Netzstabilität und finanziellem Anreiz für den einzelnen Teilnehmer sinnvoll erscheint. Zukunftsorientiert können weitere monetäre Anreizmechanismen durch dynamische Tarife implementiert werden, indem in Stunden mit hoher Erzeugung bzw. Überschuss weniger bezahlt werden muss, als wenn die Energie nicht für alle Haushalte ausreichend ist. Hierdurch ist eine Änderung im Verbrauchsverhalten und somit eine Energieeinsparung sehr wahrscheinlich.“, so Lukas Albert, Bereichsleiter der Energiewirtschaft und Projektmanager Forschungsprojekt „eCREW“ beim Stadtwerk in Haßfurt.
Dashboard im Handyformat

Wie bereits erwähnt, ist die Tarifstruktur aktuell rechtlich noch nicht umgesetzt, weshalb über den Anreiz-Algorithmus zur Stromteilung allen Teilnehmer ein jährlicher Bonus in Höhe von ca. 30 - 50 € in Aussicht gestellt wurde, je nach Engagement und Beteiligung im Projekt. Der monetäre Anreiz sollte ein Mittel sein, um möglichst viele Kunden zu einer Teilnahme zu bewegen und den Bekanntheitsgrad des Themas so zu erhöhen. Zukünftig geht der Trend aber auch dahin, dass das intrinsische Streben zu mehr erneuerbarem Strom und Energiesparen zur Teilnahme anregen soll.

In erster Linie ging es dem Stadtwerk Haßfurt innerhalb des eCREW-Projekts darum, zu testen, ob ein solches „Strom-Community-Produkt“ überhaupt von den Endkunden angenommen wird. Im nächsten Schritt müsste nun evaluiert werden, welche Geschäfts- und Erlösmodelle sowohl für den Energieversorger als auch den Endkunden sinnvoll sind.

Die Zukunft: Mögliche Geschäfts- und Erlösmodelle

Aktuell bleibt die jährliche Energieabrechnung der Teilnehmer aus rechtlichen Gründen von den Projektinhalten unberührt. Daher ist der einzig monetäre Vorteil aktuell der CREW-Bonus für den gemeinschaftlichen Austausch von erneuerbar erzeugter Energie. Um konkret Einsparungen erzielen zu können, müsste sich ein eigener digitaler Markt mit eigenem Marktpreis entwickeln. In diesem Fall könnte ein Energieversorger die GreenPocket-App gegen eine Gebühr anbieten oder einen bestimmten Tarif „Energy Community“ einführen.

In jedem Fall möchte die Stadtwerk Haßfurt GmbH das Angebot von dynamischen Tarifen stärken. Dabei können dann auch die Erzeugung und ein etwaiger Überschuss eine Rolle spielen.

In Zukunft könnte sich das Stadtwerk ebenfalls vorstellen, Projekt-Synergien im Bereich des Cross-Sellings nutzen. Aktuell wird bereits in der GreenPocket-App abgebildet, wie sehr sich eine Investition in eine PV-Anlage, gemessen an dem Eigenverbrauch, lohnen würde. Darauf kann natürlich auch ein Stadtwerk bei dem Vertrieb von EE-Anlagen aufsetzen. Perspektivisch könnte in diesem Zuge auch die Elektromobilität mit integriert werden.

„Wir sehen dabei auch das Potenzial zur Stärkung des Kundenkontakts. Dabei ist die Visualisierung ein wichtiges Tool. Obwohl wir als kleines Stadtwerk bereits sehr guten Kontakt zu allen Kunden haben, gibt uns ein solches Projekt zusammen mit der Visualisierungsapp und dem Cross-Selling-Potenzial natürlich nochmal ganz neue Möglichkeiten, maßgeschneiderte Produkte anzubieten und über neue Kanäle in Verbindung zu treten. Daher sind wir sehr daran interessiert, Energy Communities fest am lokalen Energiemarkt in Haßfurt weiterzuführen“, fasst Lukas Albert abschließend zusammen.
GreenPocket - Autor
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Autor
Katrin Schrebb
marketing@greenpocket.de
* Für eine leichtere Lesbarkeit verwenden wir für Personengruppen das generische Maskulinum ("Benutzer", "Kunden" etc.). Selbstverständlich sind aber ausdrücklich alle Geschlechteridentitäten gemeint.
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